In den letzten Wochen habe ich mich immer wieder mit den 4 Agreements (nach Don Miguel Ruiz) beschäftigt. Meine Gedanken und Träume kreisten dabei hauptsächlich um Punkt 2: Nimm nichts persönlich.
Nichts was andere machen ist wegen Dir
Was andere machen oder sagen ist eine Projektion ihrer eigenen Realität und ihres eigenen Traumes (Traumas)
Wenn Du für die Aktionen und Möglichkeiten anderer immun bist, bist Du kein Opfer sinnloser Dramen und Traumas mehr.
Mir ist aufgefallen dass dieser Satz; „Nimm nichts persönlich“ immer mal wieder als Rechtfertigung benutzt wird alles auf das Gegenüber zurück zu werfen. Das ist nicht im Geiste dieses Satzes. Es geht viel mehr darum, dass der oder die Betroffene erst sehr genau beobachtet was die Aktion, der Satz oder die Empfehlung des Gegenüber genau auslöst. Entstehen Gefühle, Gedanken oder der tiefe Wunsch sich zu verteidigen, dann hat das Gesehen sehr wohl etwas mit dem Empfänger zu tun. Bleibt es hingegen ruhig, entspannt und entstehen keine Gefühle, keine Regungen oder Reaktionen, dann und nur dann hat die Aussage nichts (oder nicht viel) mit dem Empfänger zu tun. Wichtig erscheint mir auch, dass die Aktion nie aus dem Luft leeren Raum heraus geschieht. Der Empfänger und das Gegenüber bilden im Moment der Begegnung ein System welches sich auf einer Ebene spiegelt. Gefühle, Erfahrungen, Traumen etc werden getriggert, lösen auf beiden Seiten Aktionen und Reaktionen aus. So ist für mich inzwischen jede Begegnung, jedes Gespräch ein Möglichkeit mehr über mich zu lernen, meine Geschichten, Traumen, Albträume etc. zu erkennen und zum Gegenstand meiner Rekapitulationspraxis zu machen und durch das tägliche Pirschen aktiv zu verändern.
Im TorWeg ist das Bearbeiten von Anhaftungen ein sehr zentrales Anliegen. Anhaftungen sind in der Regel die Ursache von Aktions- Reaktionsspielen und dienen als Lernmöglichkeiten um zu wachsen, zu heilen, ganz zu werden.
Im Märzseminar 2020 wird in der Schweiz die Methode der TorWeg’s-Rekapitulation erstmal umfassend und strukturiert in der Öffentlichkeit unterrichtet. Mehr Informationen zu diesem Workshop finden Sie hier.
Einer meiner Lieblingssätze in der aktuellen Lektüre ist:
„And remember, while terms and concepts of any system hold power by giving perspective and direction, there comes a time when they lose their effectiveness..“
(Zitat aus: Ken Eagle Feather; On the Toltec Path; Bear & Company; Rochester, Vermont)
Nun sitze ich wieder vor diesem Satz… gefühlte 200 mal habe ich schon versucht meinen Blickwinkel dazu zu Papier zu bringen.
Meine Erfahrungen der letzten 32 Jahre bestätigen die Aussage von Ken Eagle Feather. Im Laufe der Jahre durfte ich so einige schamanische Methoden kennen lernen. Einige davon haben für mich schnell sehr gut funktioniert, andere eher nicht. Angehalten von meinen Lehrern habe ich jedoch mit allen gearbeitet. Und so haben sich im Laufe der Zeit die Methoden verändert. Solche welche zu Anfang unzugänglich für mich waren sind Heute fester Bestandteil meines Toolkits, andere haben sich verabschiedet. Sie funktionieren für mich nicht mehr. Lange habe ich damit gehadert. Gerade weil die Methoden, die Übungen mit Gefühlen, Erlebnissen und meinen Lehrern verbunden sind (waren). Mit wachsender Erfahrung und vielen, teilweise sehr harten Lektionen lernte ich meinen Weg kennen. Langsam verstand ich dass jeder Lehrer, jede Lehrerin, jede vermittelte Methode immer Möglichkeiten, Freiheiten präsentierten. Und sie brachten immer auch ihre eigenen ‚systemimanenten‘ Grenzen und Beschränkungen mit sich. So erinnere ich mich gerade Heute… 20 Jahre nach dem Ereignis wie mir meine Langzeitlehrer (annähernd 20 Jahre) mitteilte, dass die Informationen und Anweisungen welche ich durch meinen Spiritguides erhielt nicht für Menschen wie uns gedacht seien. Ich frage ihn damals: „Warum erhalte ich dann diese Informationen?“ und „Warum erlebe ich wenn ich diesen Anweisungen folge, tiefe Stille und ekstatische Freude?“ Darauf erhielt ich leider nie eine Antwort. Allerdings wusste ich an jenem Tag, dass damit meine „Lehrlingszeit“ bei ihm Geschichte geworden ist. Nur, wenn ich Heute schamanisch Arbeite gewinnen einige der Methoden welche er mir vermittelte neues Gewicht. Sie ermöglichen mir ein tieferes Eintreten in die Tranceerfahrung, direkteren Zugang zu den alltäglichen und nichtalltäglichen Welten.
Die Effizienz und Bedeutung von Methoden hängt meines Erachtens vom jeweiligen Thema des Praktizierenden ab. Sie hängen mit den Fortschritten und den aktuellen Herausforderungen zusammen. Es gibt kaum so etwas wie die richtige oder falsche Methode. Eher gibt es den richtigen oder falschen Zeitpunkt für eine Methode.
Und was von mir aus gesehen auch noch eine Rolle spielt sind die persönlichen Vorlieben. Ich liebte die grossen episch-mystischen Bilder und Geschichten. Und ich brauchte eine lange Zeit um mich mit kurzen, klaren und knappen Bilderwelten zurecht zu finden.
So gesehen verändern sich die Methoden sowohl vom Inhalt als auch der Effizienz her gesehen mit dem Fortschreiten auf dem eigenen Weg. Sie spiegeln die Fortschritte und die aktuellen Herausforderungen. Und das ist Richtig so.
Vor einigen Tagen habe ich einen interessanten Post mit folgendem Vergleich gelesen.
Der "Corschamanismus" steht im Vergleich zum "echten" traditionellen Schamanismus wie die Hauskatze zum Säbelzahntiger...
Persönliche finde ich diesen Vergleich spontan sehr zutreffend... mit einem ausgesprochen starken jöööö-Effekt. Ich stellte mir vor wie eine kleine putzige Hauskatze vor einem Säbelzahntiger steht und ihn anmiaut....
Der Autor des besagten Posts führt dann sehr anschaulich und sehr kongruent aus warum er das so sieht und... ich stimmte ihm aus ganzem Herzen zu.. bis ich vorletzte Nacht aus einem Traum zu diesem Thema erwachte mit dem Wissen, dass der Säbelzahntiger ausstarb. Mir wurde klar, dass der Säbelzahntiger vor vielen Generation auch " nur" eine Hauskatze war, so als ob überall auf dieser Welt Menschen damit begannen mit allen möglichen Wesen zu sprechen, alles als belebt und daher auch als beseelt wahrnahmen. In den alten Tagen war Schamanismus überhaupt kein Thema. Es war die persönliche spirituelle Praxis von kleinen Sippen, Dorf- und Stammesgemeinschaften. Es scheint so als ob der „Schamanismus“ eine Zusammenfassung von solchen Praktiken ist und es DEN Schamanismus nie gab und besser auch nie geben wird. (Aber dazu äussere ich mich später etwas ausführlicher.) Was wir in unseren Tagen als Schamanismus zusammenfassen ist nichts anderes als die Welterklärungsmodelle früherer Tage und diente u.a. dazu sich im Gewirr von Erfahrungen, Ängsten, Hoffnungen, Tragödien und Wunder irgend wie zurecht zu finden. Aber darum geht es mir im Moment auch nicht.
Mir geht es um folgendes. Hast Du, liebe Lesende, lieber Leser, dir schon einmal Gedanken darüber gemacht warum es in der Erdgeschichte 3 unabhängig von einander entstandene Säbelzahntiger-Arten gab? Dazu habe ich im letzten Jahrtausend einen Artikel gelesen in welchem die Forschenden zur Konklusion kamen, dass das Phänomen Säbelzahntiger (korrekt eigentlich Säbelzahnkatzen) sozusagen die aktuelle evolutionäre Antwort auf die Situation in einem definierten Biotop war. War weil die Säbelzahntiger bekanntermassen ausgestorben sind. In dieser Arbeit wird der Gedanke aufgeworfen, dass aus jeder Katzenart, vorausgesetzt der evolutionäre Druck passt, eine neue Säbelzahnkatzen-Art entstehen kann (und im Moment deuten die Forschungsdaten darauf hin, dass sich aus dem Nebelparder eine solche Art entwicklen könnte (siehe Quellen)).
Aber was hat das ganze mit Schamanismus zu tun? Grundsätzlich gefällt mir die von Nicolas Breeze Woods skizzierte Analogie. Was ich mit dem Ausflug in die Welt der Säbelzahnkatzen aufzeigen möchte ist der Fakt dass, vorausgesetzt die Umstände erfordern es, aus eigentlich harmlosen Spielereine (Hauskatzen) durchaus ernstzunehmende Grossprojekte (Säbelzahnkatzen) entstehen können. Das heisst, aus der Schamanismus-Spielerei „Coreschamanismus“ wird sich mit den kommenden Generationen ein zeitgemässer, neuer Schamanismus entwickeln (was bei genauem hinschauen jetzt schon passiert und sehr wertvoll ist). Diese Tendenz hat u.a. Andrei A. Znamenski in seiner Publikation „The beauty of the primitiv“ dargelegt. Liebe Praktizierende, auch wenn ihr „nur“ Hauskatzen-Schamanismus praktiziert bleibt am Ball, arbeitet, folgt Euren Spirits, gebt es an folgende Generationen weiter und eines Tages steht dann der neue Säbelzahnkatzen-Schamanismus vor uns.
Und noch etwas; der Säbelzahntiger starb aus. Seine Biotope verschwanden, seine Anpassungsfähigkeit reichte weder in der Kompetenz noch der Geschwindigkeit um mit den rasanten Veränderungen auf der Grossen Mutter noch Schritt zu halten. (Das ist keine Rechtfertigung für das idiotische „Macht euch die Erde untertan“ der heutigen dominierenden Primatenbande.) Um in der Analogie zu bleiben, der alte Schamanismus wird und muss richtigerweise zwangsläufig im Staub der Geschichte verschwinden und einem neuen Platz machen.
Quellen:
https://www.wissenschaft-aktuell.de/artikel/Saebelzahntiger_gegen_moderne_Katze1771015585161.html
Znamenski, Andrei A. The Beauty of the Primitive. Shamanism and the Western Imagination. New York; Oxford University Press. 2007
Jakobson, Merete D.: Shamanism : traditional and contemporary approaches to the mastery of spirits and healing, Hg. v. Berghahn Books, 1999
der nächste Gedanken folgt in kürze…
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